"Stück des allgemeinen Bildungsprozesses", Octavie Modert au sujet de l'ouverture du Musée Dräi Eechelen

Luxemburger Wort: Sie haben die offizielle Eröffnung des Museums auf einen Freitag, den 13. angesetzt.

Octavie Modert: Ich fand das Datum einfach geeignet. Manche haben sich so sehr bemüht, dieses Museum schlecht zu reden, dass ich dieses Datum eine passend-humorvolle Antwort darauf fand. Ein Freitag der 13. kann in dem Sinne nur Glück bringen. Hoffen wir nur, dass das Wetter mitspielt - und wenn nicht, wäre es auch irgendwie passend

Luxemburger Wort: Sind Sie erleichtert, dass das Museum endlich seine Türen öffnet?

Octavie Modert: Selbstverständlich - so wie man eben immer erleichtert ist, wenn man ein langjähriges Projekt diesen Ausmaßes beendet - und zudem eines, das ein weiterer kultureller Anziehungspunikt für Luxemburg sein wird. Darüber hinaus war diesem Vorhaben ein recht steiniger Weg beschert, nach anfänglichen Kritiken um den Standort, gab es deren später, was den Inhalt und die Orientierung des Museums anbelangt ... So dass es ganz natürlich ist, sich zu freuen wenn man ein solches Unterfangen nicht nur fertigstellt, sondern überhaupt fertigbringt. Ich bezweifele, dass je ein anderer Minister sich so detailliert mit einem Museum beschäftigen musste

Luxemburger Wort: Dabei war es ein recht steiniger Weg, nach anfänglichen Kritiken um den Standort gab es deren später, was den Inhalt und die Orientierung des Museums anbelangt...

Octavie Modert: Manchmal habe ich mich bei der öffentlichen Diskussion gefragt, ob es aus Enttäuschung über Verspätung eines erwünschten Museums war, oder ob nicht einfach Nörgler ein neues Ziel für Kritiken brauchten, als der Mudam seiner Bestimmung übergeben war. Die Entstehungsgeschichte des damaligen "Festungsmuseums" und die des Mudam hängen ja eng zusammen, nicht nur weil Letzterer bekanntlich anfangs größer geplant und das Fort Thüngen mit integriert war ein Plan, der später fallen gelassen wurde, z.T. als die Öffentlichkeit das "Musée Dräi Echelen" selbst einforderte und es auch dementsprechend erwartet. Warum wird eigentlich gerade so sehr über Museen diskutiert? Für manche mag es eine Investition in Steine sein, für mich ist es eine zivilisatorische und gesellschaftliche Investition, und was Museen anbelangt, hatte Luxemburg zweifelsohne Aufholbedarf.

Weshalb ist Paris so attraktiv? Weil diese Stadt Kultur pur ist, wozu besonders ihre Museen beitragen! Ohne jetzt Hybris zu entwickeln: Weshalb sollten nicht auch wir uns durch Kultur im Ausland, aber auch hierselbst, positionieren! Museen sind ein Teil des Bildungsprozesses, und macht unsere Gesellschaft reicher.

Luxemburger Wort: Finden Sie, rückblickend, und vor allem mit der heutigen nicht nur zeitlichen, sondern ebenfalls emotionalen Distanz, dass manche dieser Kritikpunkte berechtigt waren?

Octavie Modert: Kritik ist durchaus erlaubt - schließlich leben wir in einer Demokratie und mir persönlich liegt der Pluralismus - ebenso wie die Meinungs und Pressefreiheit - sehr am Herzen. Jeder soll frei seine Gedanken äußern können. Was mich jedoch stört, ist, wenn man etwas kritisiert, ohne den genauen Sachverhalt zu kennen oder gezielt nur bestimmte Aspekte heraussucht. Die Kritiken waren vornehmlich finanzieller Art dabei wurde zudem meist überhaupt nicht berücksichtigt, was ich in dieser Akte getan habe. Die Initiative, die finanzielle Entwicklung des Museums genau unter die Lupe zu nehmen, ging von mir selbst aus.

Der Rechnungshof hat seinen Bericht erst verfasst, nachdem ich die Abgeordnetenkammer und die Öffentlichkeit über die Sachlage in Kenntnis gesetzt hatte. Wenn man nur auf negative Punkte hinweist und etwas so schlecht redet, dass es das Publikum abschreckt hinzugehen, dann wären Gelder schlecht investiert. Aber sehen wir es dann einfach mit dem nätigen Abstand: auch eine negative "Werbung" kann letztlich eine ebenso, wenn nicht noch wirkungsvollere Werbung sein. Auf den Leumund würde man natürlich verzichten

Luxemburger Wort: Das anfänglich vorgesehene Budget von 16,5 Millionen musste zwei Mal auf insgesamt 41,4 Millionen Euro aufgestockt werden. Wie ist so eine finanzielle Fehleinschätzung überhaupt möglich?

Octavie Modert: Nun, es handelt sich um Gesetze aus den Jahren 1997 und 2003, folglich bin ich vielleicht nicht die richtige Person, um mich darüber zu äußern. Doch allgemein standen Budget-Verlängerungen früher - selbst bei Projekten des Bautenministerium an der Tagesordnung. Ab 2004 wurde die Prozedur angepasst, um solche Überschreitungen zu verringern und gar zu verhindern. Es ist kein Leichtes, die Kosten vorneweg abzuschätzen - und wenn es sich nicht um einen Neubau, sondern den Umbau alter Gemäuer handelt umso mehr. Jeder Euro, der nicht ausgegeben wird, ist selbstverständlich gut gespart - doch auch Kultur darf ihren Preis haben, und nicht nur andere Bereiche.

Kultur ist die Essenz der Zivilisation. Bei der Diskussion um den Preis darf man nicht vergessen, dass nur gut die Hälfte dieser Summe in das eigentliche Museum geflossen ist. Die andere wurde für die notwendige Restaurierung von Festungsmauern und -überresten vom Kirchberg bis hinunter zum Pfaffenthal und anderen Vororten gebraucht. Dabei habe ich noch veranlasst, dass verschiedene Elemente des ursprünglichen Plans aus Kostengründen und weil sie nicht uneingeschränkt notwendig waren, fallengelassen wurden. Leider bekommt man so ein Museum nicht für zwei Millionen Euro, auch wenn dies natürlich schöner wäre... Zudem eine Museografie auf die Beine zu stellen, ist kein einfaches Unterfangen. Wir haben dies jetzt in der an sich überaus kurzen Zeitspanne von zwei Jahren bewerkstelligt.

Luxemburger Wort: Nachdem Sie, nach scharfer Kritik des Rechnungshofes in seinem Bericht vom 10. März 2008, vor vier Jahren das ganze Projekt kurzweilig auf Eis legten, wurde die Zuständigkeit des Museums von der Denkmalbehörde ans Nationalmuseum für Geschichte und Kunst verlegt. Ein Verantwortlicher konnte jedoch nicht ausgemacht werden...

Octavie Modert: Ich halte nichts von Schuldzuweisungen, sondern übernehme hier meine Verantwortung als zuständige Ministerin selbst, auch wenn dies nicht immer angenehm ist, und auch wenn man mir dann fälschlicherweise die Schuld zuschiebt.

Dabei habe ich wie gesagt die Situation in Eigeninitiative angegangen und übrigens die Realisierungsarbeiten längst vor dem Bericht des Rechnungshofes gestoppt. Die Situation war überaus komplex und kompliziert: Als ich auf meine anfänglichen Fragen nach drei Monaten keine zufriedenstellende Antworten bekommen habe, habe ich beschlossen, die Ausgaben für das Projekt zu stoppen, um erst einmal eine klare Übersicht darüber zu gewinnen. Ein externer Auditor wurde beauftragt, eine Bestandsaufnahme zu machen. Was mir wichtig erscheint zu erwähnen, ist, dass es keinerlei Veruntreuungen in besagtem Dossier gab. Es gab Unachtsamkeiten und manche Dinge sind schiefgelaufen, doch auch bis zu besagtem Zeitpunkt waren nicht mehr Gelder ausgegeben worden, als die Gesetze dies zuvor gebilligt hatten. Natürlich hätte ich auch lieber damals einfach das Museum fertiggestellt... Dennoch haben wir das Bestmögliche daraus gemacht, und heute ist diese Dienststelle gut aufgestellt. Meine administrative Strukturierung wurde mir im Nachhinein - zudem unter vorgehaltener Hand - oft vorgeworfen, doch es war einfach eine Notwendigkeit.

Luxemburger Wort: Das "Musée Dräi Eechelen" legt seinen Schwerpunkt auf Luxemburger Geschichte und nationale Identität...

Octavie Modert: Geschichte und Identität sollten im "Dräi Eechelen" thematisiert werden, jedoch nicht nur auf rein museale Art und Weise. Das Museum soll mit einer zukunftsweisenden Zeitausstellung auch Gegenwartsfragen aufwerfen, und den Blick nach vorne lenken. Es macht uns bewusst, dass wir früher immer Teil europäischer Ensembles waren ohne mitbestimmen zu können, im Gegensatz zu heute. Aus der Geschichte heraus können wir besser verstehen, wo wir im Moment stehen, wer wir sind, wer wir uns vormachen zu sein und eventuell, weshalb wir sind, wie wir sind, wie wir uns verändert haben und uns noch weiter verändern werden ... Es gibt keine vorgefertigten oder vorgefassten Antworten auf diese Frage. Denn unsere Identität ist vielgestaltig, evolutionär und fußt auf zahlreichen Einflüssen.

Luxemburger Wort: Wie erklären Sie sich, dass die Thematisierung der "Identität" eher einen Platz im Museum findet als beispielsweise auf dem Lehrplan der Schüler oder in der Gesellschaft?

Octavie Modert: All dies müsste man natürlich auch in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Schule thematisieren. Selbstverständlich ist dies kein leichtes Unterfangen, und gerade weil es keine vorgefertigten Antwortschablonen gibt, ist es umso wichtiger, es an einem für jeden zugänglichen Ort anzuschneiden. Ein Besuch im "Musée Dräi Eechelen" kann hier durchaus als anschaulicher Ausgangspunkt für solch eine Erforschung dienen. Doch die Politik darf hier nicht die Antworten diktieren, und deshalb haben wir die Universität damit beauftragt, um in wissenschaftlicher Objektivität und akademischer Unabhängigkeit diese Thematik zu behandeln, auch Unbequemeres zu thematisieren. Vielleicht geht unsere heutige Gesellschaft dem Thema "Identität" zu sehr aus dem Weg, oder beschäftigt sich nur mit vereinzelten ihrer vielschichtigen Aspekte.

Luxemburger Wort: Was soll das Museum - idealerweise - einem lokalen, was einem internationalen Besucher vermitteln?

Octavie Modert: Vielleicht ist das "Dräi Eechelen" gerade ein Museum, in dem kein so großer Unterschied zwischen nationalem und internationalem Besucher gemacht werden wird. Auch weil wir oftmals selbst - allzu wenig über unserer eigene Geschichte wissen, und hier verstehen können, wie komplex diese ist. Der Festungsaspekt hatte einen massiven Einfluss auf die Entwicklung unserer Stadt und unseres späteren Landes. Ausländischen Besuchern erlaubt das Museum zu entdecken, wer wir Luxemburger überhaupt sind und uns besser verstehen zu können. Und sie können herausfinden, dass sich hinter dem Banken-Image eine multikulturelle Gesellschaft verbirgt, die viel mehr zu bieten hat.

Luxemburger Wort: Inwiefern kann diese Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unsere Zukunft beeinflussen?

Octavie Modert: Wenn man sich bewusst damit auseinandersetzt, wie eine Situation sich entwickelt hat, wenn man seine Vergangenheit versteht, kann man einen klareren Ausblick auf ihre Zukunft werfen. In einem Land wie Luxemburg mit einem hohen Zuwanderungsgrad ist auch eines wesentlich: Wer sich selbst besser kennt, kann offener mit all seinen Mitbürgern umgehen - im Interesse auch der unabdingbaren und mir wichtigen sozialen Kohäsion.

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