François Biltgen au sujet du dialogue interculturel et interreligieux

Luxemburger Wort: Herr Minister, welche Rolle spielen für Sie der interkulturelle und der interreligiöse Dialog im Allgemeinen und in Luxemburg insbesondere?

François Biltgen: Der interkulturelle und vor allem der interreligiöse Dialog sind für mich auf internationaler Ebene eine Grundvoraussetzung für den Erhalt von Frieden. Intern gesehen tragen sie zu einer größeren sozialen Kohäsion bei. Religionen können verbinden, sie können aber auch spalten. Glaubensfragen gehören sicherlich in die Privatsphäre. Die Ausübung einer Religion innerhalb einer Gemeinschaft darf allerdings nicht in die Privatsphäre abgeschoben werden. Denn genau das führt zu Abschottung, Isolation, Schaffung von Parallelgesellschaften und schließlich Ghettoisierung. Deshalb sieht die Luxemburger Verfassung nicht nur das Recht auf freie Ausübung der Religion vor, dies selbstverständlich im Rahmen der öffentlichen Ordnung. Sie sieht weiterhin vor, dass mit Glaubensgemeinschaften Verträge abgeschlossen werden können, die die Religionsaus-übung im Rahmen der öffentlichen Ordnung fördert.

Luxemburger Wort: Wird das Thema Religionsunterricht - sprich Werteunterricht - noch Gegenstand dieser Legislaturperiode sein?

François Biltgen: Im Koalitionsabkommen steht, dass es beim aktuellen Status quo bleibt. Die Koalitionsparteien haben vereinbart, die freie Wahl zwischen Kursen des Moral- und Sozialunterrichts und des Religions- und Moralunterrichts weiterhin zu gewährleisten. Falls sich im Verlauf der Legislaturperiode, auf Grund von Entwicklungen oder Ereignissen, die unabhängig vom Willen der Regierung sind, jedoch Veränderungen aufdrängen, werden diese im Vorfeld zwischen der Regierung und den Religionsgemeinschaften ausgehandelt.

Luxemburger Wort: Stehen noch weitere Konventionen oder Änderungen bei den vorhandenen Konventionen in Aussicht? Und was waren die Gründe dafür, dass die Konvention mit der islamischen Glaubensgemeinschaft nicht zustande gekommen ist?

François Biltgen: Wir haben ein relativ umfassendes Konventionssystem ausgehandelt. Dies auf Grund einer im Jahre 1998 einstimmig von der Abgeordnetenkammer beschlossenen Motion, die die Regierung auffordert, mit weiteren Glaubensgemeinschaften Konventionen zu unterschreiben. Voraussetzung dafür ist, dass diese Glaubensgemeinschaften einer Weltreligion angehören, ausreichend Aktivitäten und Anhänger in Luxemburg haben und die öffentliche Ordnung respektieren. Derzeit werden Gespräche mit der niederländischen protestantischen Gemeinschaft und der islamischen Glaubensgemeinschaft geführt. Im Islam gibt es keine institutionalisierte Kirche wie zum Beispiel im Christentum. Die Regierung hat deshalb die islamische Glaubensgemeinschaft aufgefordert, sich selbst zu einer gemeinsamen Struktur, einer Shoura, zusammenzufinden. Trotz verschiedener erfolgversprechender Vorstöße ist es allerdings noch nicht zu einem Gesamtabschluss gekommen.

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