"Ich bin immer dialogbereit". La ministre de la Culture, Octavie Modert, au sujet du rôle du ministère de la Culture

Tageblatt: Frau Modert, haben Sie aktuell Freude an Ihrem Amt als Kulturministerin?

Octavie Modert: Selbstverständlich. Sicher. Ebenso wie in all den anderen Ministerien, in denen ich arbeite. Ich habe ja zusätzlich auch den ein oder anderen Job mehr als andere Leute. Doch es hat mir immer Freude gemacht, im Kulturministerium zu arbeiten.

Tageblatt: War das Kulturministerium Ihr Wunschressort aus persönlicher Überzeugung oder wurden Sie Staatssekretärin und danach Ministerin aus Koalitionsüberlegungen?

Octavie Modert: Ja. Ich wollte das Kulturministerium. Natürlich weiß man bis zum Ende der Koalitionsverhandlungen nicht, was man letztendlich bekommt. Aber ich hatte ja auch die Regierungserklärung über den Bereich Kultur geschrieben, aus der jetzt übrigens gewisse Leute das ein oder andere herauspicken und komisch interpretieren. Aber so ist das eben.

Tageblatt: In letzter Zeit häufen sich die Vorwürfe aus der Kulturszene. Wie gehen Sie damit um?

Octavie Modert: Es gibt wohl keinen Minister, der nicht auch mal kritisiert wird.

Tageblatt: Sicher, aber Sie werden persönlich angegriffen, nicht viel von Ihrem Ressort zu verstehen und sich immer noch nicht wirklich eingearbeitet zu haben.

Octavie Modert: Diejenigen, die das sagen, haben sich wohl selbst nicht richtig eingearbeitet, sonst würden sie sehen, was wir in den letzten Jahren alles geschafft haben.

Tageblatt: Sind die Vorwürfe demnach nicht gerechtfertigt?

Octavie Modert: Nein. (Pause). Natürlich darf jeder seine Meinung haben, und ich gehöre sicherlich zu jenen Menschen, die in dieser Hinsicht besonders tolerant sind. Schließlich ist Pluralität im Denken besonders wichtig für Kultur und Gesellschaft. Wenn jemand wohl in zehn, 20 Jahren einen Blick zurück auf das Geschehen wirft, wird er sich sicher fragen, was das für eine komische Art und Weise war, gegen einen Menschen vorzugehen und was das denn für eine 'humanistische Sternstunde' war.

Tageblatt: Guy Rewenig hat in seinem offenen Brief den Angriff auf Ihre persönlichen Kompetenzen auf die Spitze getrieben. Warum haben Sie die Gelegenheit bei der Servais-Preisverleihung nicht am Schopf gepackt und auf die Vorwürfe reagiert?

Octavie Modert: Eine Preisverleihung ist für mich nicht der geeignete Ort, um auf Vorwürfe zu reagieren und Polemik zu betreiben. Dennoch habe ich viel zwischen den Zeilen gesagt.

Tageblatt: Zu späterer Stunde haben Sie dann doch noch mit Guy Rewenig gesprochen. Was kam dabei raus?

Octavie Modert: Ich denke, wir sind ganz gut miteinander klargekommen. Oder hat das anders ausgesehen?

Tageblatt: Nicht unbedingt, aber welche Schlüsse ziehen Sie inhaltlich aus dieser Kontroverse? Schließlich geht es ja nicht um Guy Rewenig, sondern um die prinzipielle Forderung nach mehr Transparenz bei der Vergabe von Fördergeldern aus dem Kulturministerium.

Octavie Modert: Wenn ich lese, was Sie so schreiben in Ihren Artikeln oder auch Kollegen von Ihnen aus der Kulturredaktion, sehe ich Ihre vorgefasste Meinung, die in gewisse Richtungen geht und durch die sich so einige Kulturakteure sicherlich bestärkt fühlen. Doch ich mache keine Politik über einen offenen Brief. Die Politik reagiert nicht auf offene Briefe. Selbstverständlich bin ich immer gesprächsoffen und dialogbereit, wenn man seine Anliegen auf normale Weise an mich heranträgt.

Tageblatt: Der besagte Dialog hat nach der Preisverleihung nun ja stattgefunden. Doch kam wohl nicht recht viel dabei heraus, oder?

Octavie Modert: Selbstverständlich ist etwas dabei herausgekommen. Ich habe Guy Rewenig gesagt, dass eine Sichtbarkeit luxemburgischer Autoren auf ausländischen Messen wichtig ist und dass sie gemeinsam und nicht zerstückelt auftreten sollten. Und er hat mir zugestimmt, allerdings betont, dass er nicht mit der Form der Unterstützung einverstanden ist.

Tageblatt: Genau darin liegt einer der Ausgangspunkte für die Kontroverse. Angegriffen wurde Ihr Ministerium, weil anscheinend nur Schriftsteller, deren Verlag im Verlegerverband Mitglied ist, vom Kulturministerium auf internationale Buchmessen eingeladen werden. Ist der Verlegerverband einziger An- sprechpartner des Ministeriums, wenn es darum geht, Luxemburger Literatur im Ausland zu promoten?

Octavie Modert: Wir haben alle etwas davon, wenn wir starke Verbände haben. Ich kann natürlich niemanden dazu zwingen, Mitglied zu werden. Auch wenn ich keinen Hehl daraus mache, es zu begrüßen. Doch ich bin auch denjenigen gegenüber immer gesprächsoffen und dialogbereit, die nicht Mitglied im Verband sind. Allerdings trage ich solche Diskussionen im Gespräch mit den Beteiligten aus und nicht öffentlich über die Medien. Doch sollte in diesem Zusammenhang auch berücksichtigt werden, dass Auslöser von all der Polemik die Diskussion um einen einzigen Fall von Subventionierung war und dass, wenn Herr Rewenig und sein Verlag Mitglied im Verband geblieben wären, sich die ganzen Fragen nicht gestellt hätten.

Tageblatt: Dem Kulturministerium wird vorgeworfen, bei seiner Förderpolitik nicht besonders transparent zu sein. Nach welchen Kriterien werden Fördergelder aus dem Kulturministerium vergeben? Wie viel Geld steht Ihnen jährlich zur Verfügung?

Octavie Modert: Viel. Den genauen Betrag kann ich Ihnen jetzt aus dem Kopf nicht sagen. Aber sehr viel. Buch und Literatur werden hier im Land ja nicht nur vom Ministerium unterstützt, sondern auch von Literaturinstituten, wie der Nationalbibliothek und dem CNL, aber auch den Archiven oder dem CNA. Außerdem haben wir viele Gremien und sind in ständigem Kontakt mit dem Sektor. Ich muss ja nicht jedes Telefonat selbst führen und jedes Dossier selbst behandeln.

Tageblatt: Ende letzter Woche haben Sie bekannt gegeben, dass Bob Krieps Nachfolger Guy Dockendorfs als Regierungsrat im Kulturministerium werden wird. Warum fiel die Wahl auf Bob Krieps?

Octavie Modert: Schon vor einiger Zeit bin ich auf Bob Krieps zugegangen, um ihn zu fragen, ob er nicht Lust hätte, im Ministerium zu arbeiten. Ich wollte jemanden mit der nötigen Sensibilität im Kultursektor. Und wir wissen alle, dass das bei Bob Krieps der Fall ist.

Tageblatt: Spielt der Name "Krieps" nicht auch eine Rolle? Ist die Nominierung nicht ein cleverer Schachzug?

Octavie Modert: Das ist lieb, dass Sie mir das als Schachzug anrechnen. Und es ist richtig, dass sein Vater Robert Krieps viel für die Kulturentwicklung in diesem Land gemacht hat. Doch das hatte ich nicht im Kopf. Mir ging es um die Person Bob Krieps. Seine Sensibilität für die Kultur, seine Kenntnis über den Kultursektor, sein Können im Bereich Kulturmanagement, seine Art, mit Leuten aus dem Kultursektor, aber auch mit Kollegen umzugehen und auch sein Wille, die Kultur gemeinsam voranzutreiben sind die Punkte, die ausschlaggebend waren, ihn zu fragen. Und ich bin sehr froh, dass er angenommen hat.

Tageblatt: Wo sehen Sie genau Ihre Stärken und Schwächen und die von Bob Krieps? Werden sie sich gut ergänzen können oder sind Konflikte vorprogrammiert?

Octavie Modert: Fragen Sie Bob Krieps doch selbst nach seinen Stärken und Schwächen. Wichtig ist, dass wir zusammen arbeiten, um vorwärts zu kommen. Wenn wir Konflikte, wie Sie das nennen, haben sollten, dann werden wir diskutieren und herausfinden, was das Beste ist.

Tageblatt: Gibt es heute noch so etwas wie rechte und linke Kulturpolitik?

Octavie Modert: Das ist eine große Diskussion und eine große Frage. Ich weiß, dass es mehr als nuanciert dargestellt wurde, dass die konservative Partei keine Kulturpolitik machen könnte. Wir wissen aber ganz genau, dass die CSV-Politik hier im Land für sehr viel Fortschritt im gesellschaftlichen Bereich - und Kultur ist ein Bereich der Gesellschaftspolitik gesorgt hat. In den letzen fünf Jahren genauso wie auch in all den Jahren davor. Es wird ja wohl keiner bestreiten, dass Erna Hennicot-Schoepges oder auch Jacques Santer Wichtiges geleistet haben. Und wenn jemand sagt, dass in den letzten fünf Jahren nichts passiert wäre, dann bin ich gespannt auf die Beweisführung.

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